Entsprechend schleppend füllte sich das >Stadion Alter Markt<. "Ich hatte schon die Befürchtung, dass wir hier mit 150 Leuten stehen", gestand Chef-Organisator Andreas Barnewitz. Doch ab 20 Uhr kamen immer mehr Fans und bildeten schließlich doch noch eine tolle Kulisse für das live übertragene EM-Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Ukraine. 700 Besucher hatten die Sicherheitskräfte bis zum Anpfiff gezählt - damit war das Rudelgucken in Plettenberg hinter Lüdenscheid und Balve die drittgrößte Veranstaltung dieser Art im Märkischen Kreis. In Lüdenscheid hatten sich, laut Polizei, 1 000 Fans zum gemeinsamen Schauen getroffen, in der Balver Höhle versammelten sich 800 Zuschauer und fieberten im so genannten Felsendom mit der Nationalmannschaft.
Die Stimmung in Plettenberg war in Ordnung - allerdings in keinem Fall zu vergleichen mit den packenden Endrundenspielen von der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren. Die Fans müssen offensichtlich erst warm werden. Kein neues Phänomen, wie Barnewitz weiß. "Das war beim letzten Mal auch so. Die Leute werden erst richtig heiß, wenn sie merken, dass da was gehen könnte." Obendrein war auch die Anstoßzeit mit Sonntagabend, 21 Uhr, nicht gerade ideal, um ausgelassen und überschwänglich zu feiern.
Dennoch kamen die meisten Fans in schwarz-rot-goldener Tracht, um ganz klar zu symbolisieren, welche Mannschaft hier angefeuert wird. Mit Kaltgetränken und Würstchen vom Grill kam man noch viel besser in richtiges Stadion-Feeling und so ließ es sich gut aushalten, die Wartezeit bis zum Anstoß zu überbrücken. Auch die "Servant Quarters" sorgten für musikalische Unterhaltung vor dem Spiel und präsentierten unter anderem das Plettenberg-Lied.
Die Einsatzkräfte der Plettenberger Polizei hatten wenig zu tun, denn die Veranstaltung verlief friedlich. Der Tunnel wurde nach dem Spiel gesperrt, man vermutete eventuell Autokorsos, die jedoch ausblieben. Stattdessen wurde der Verkehr durch den Untertor-Kreisverkehr umgeleitet.
Jetzt laufen die Vorbereitungen für die nächste Übertragung am kommenden Donnerstag um 21 Uhr, wenn die Deutschen zum Spitzenspiel der Gruppenphase auf die Polen treffen. Das >Stadion Alter Markt< wird an diesem Tag bereits um 19 Uhr geöffnet. Die Wetterprognosen sind erneut nicht sonderlich rosig. Aber vor Regen schützt ja der Stephansdachstuhl. "Der war am Sonntag Gold wert", sagt Barnewitz. "Unterm Dachstuhl bleibt man auch bei Starkregen trocken. Hätten wir mit der Veranstaltung auf den Rathaus-Innenhof umziehen müssen, hätten wir ganz schön alt ausgesehen." • sep/feh