Europameister Bernhard Dietz sorgt für einen kurzweiligen Abend
PLETTENBERG • „Wer heute Abend nicht bei dieser Veranstaltung war, hat eindeutig was verpasst“, war der vielgehörte Kommentar am Freitag im Vereinsheim des SC Plettenberg auf der „Elsewiese“. Der Grund dafür war der Besuch des ehemaligen Kapitäns der deutschen Nationalmannschaft und Europameister von 1980, Bernhard Dietz.
Der heute 71jährige Ex-Bundesligaprofi war auf Initiative von SCP-Vorstandsmitglied Heinz-Michael Reimann zu einem Talk-Abend nach Plettenberg gekommen. Vereinsvorsitzender Andreas Barnewitz stellte Bernhard Dietz kurz vor und nach einem 15minütigen Film über seine Karriere, beantwortete der prominente Gast 1 ¾ Stunden lang die Fragen von SCP-Pressesprecher und Moderator Ottmar Rüschenberg. Und die Besucher bekamen nicht nur Einblicke in seinen sportlichen Werdegang, sondern er antwortete auch freimütig auf Fragen privater Natur.
„Ich habe als Straßenfußballer angefangen, wie es in der damaligen Zeit üblich war. In jeder freien Minute hatten wir den Ball am Fuß“, erklärte Dietz, der in Bockum-Hövel geboren und aufgewachsen war. „Dort wurde dann auch untereinander die Straßenmeisterschaft ausgespielt“, erinnert er sich aber gern an diese Zeit. Zunächst musste er jedoch erklären, wie er zu seinem Markenzeichen, dem Spitznamen „Ennatz“ gekommen war. „Ein Mädchen aus der Nachbarschaft konnte meinen Vornamen Bernhard nicht aussprechen und nannte mich Ennatz. Damit war mein „zweiter Vorname“ geboren“, so Dietz.
Mit zehn Jahren begann „Ennatz“ beim seinem Heimatclub mit dem Vereinsfußball. Dabei wurde er nicht nur in den Jugendmannschaften, sondern auch in den ersten Seniorenjahren auf der Linksaußenposition eingesetzt. In den Jugendjahren wurde er nie in eine Auswahlmannschaft berufen. „Ganz großes Talent hatte ich nicht, ich musste mir alles erkämpfen und diese Tugend hat mich durch mein ganzes Leben begleitet“, erklärt er vor allem den jüngeren Zuhörern. Mit 22 Jahren wechselte Dietz von seinem Heimatverein zum MSV Duisburg, der im weiteren Verlauf seiner Karriere zu seiner Herzensangelegenheit wurde.
Ein sehr lockerer Bernhard Dietz antwortete jedoch nicht nur auf die gestellten Fragen, sondern brachte mit mancher Anekdote die Besucher zum Lachen oder Staunen. „Bei der Übergabe des Europameisterpokals 1980 war viel Prominenz auf der Tribüne. Allen mussten wir die Hand schütteln. Ziemlich am Ende stand auch die belgische Königin Fabiola und etwas weiter dieser Pokal. Ich war so auf die Trophäe fixiert, dass ich glatt vergessen habe, der Königin die Hand zu reichen und bin vorbei gegangen. Das war mir später sehr peinlich“, gab er unter dem Gelächter der Besucher zu. Auch Lothar Matthäus hat sein erstes Länderspiel Dietz zu verdanken: „Beim EM-Spiel gegen Holland schien beim 3:0 alles klar. Ich wollte Lothar sein zu seinem Debutländerspiel verhelfen und signalisierte eine leichte Verletzung. So wurde ich ausgewechselt und Lothar bekam seinem ersten Einsatz“, erzählt er weiter.
Kurzweilig war am Ende die 1 ¾ Stunde für alle und nachdem sich Andreas Barnewitz bei „Ennatz“ Dietz und dessen Frau mit einem Geschenk bedankt hatte, ließ es sich der Gast nicht nehmen, neben Autogrammwünschen, auch noch einige Fragen vor allem der jüngeren Besucher zu beantworten, die am Ende des Tages nun auch wussten, wer Bernhard Dietz ist: Ein Mann mit Werten und klaren Prinzipien. • ru
• Foto: O. Rüschenberg